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Donnerstag, 23. Oktober 2008

Journalisten erklären die Welt (Teil II): BILD sprach zuerst mit dem achten Zylinder!

„Der Ford F-650 ist die rollende Unvernunft.“ behauptet „Spiegel Online“ während „Auto BILD“ immerhin ein „mutiges Statement gegen CO₂-Hysteriker“ zu entdecken vermag, ihn aber auch für „vollkommen sinnfrei“ hält.

Ford F-650 Kipper

Der Ford F-650 ist ein "Medium Duty"-LKW. Zusammen mit dem F-750 deckt er den Bereich von 9,1 t – 16,8 t ab.

Blättert man im Web, stellt man schnell fest: Gleich dutzendfach haben „Motor“-Journalisten unter größter Anstrengung ihren Widerwillen gegen die Vergeudung von Treibstoff überwunden, um die Pickup-Version eines US-LKWs vorzustellen, die nunmehr in Deutschland zum Doppelten des US-Preises verkauft wird. Diese Anstrengung erklärt, warum das Fahrzeug zwar gefahren wurde, aufgrund von Entkräftung aber keinerlei Recherche mehr stattfinden konnte.

Ford F650 Box Van

11,793 t ist das gängigste Gesamtgewicht des F-650. In vielen Bundesstaaten ist dies das Limit, ab dem US-Amerikaner eine CDL, den kommerziellen Führerschein benötigen.

Fords Presseseite mit den technischen Daten weist den F-650/750 als einen mittelschweren LKW mit 9,1 t – 16,8 t zulässigem Gesamtgewicht aus. Das Zuggesamtgewicht kann bis zu 36,3 t betragen. LKW dieser Größenordnung umgeben uns zu tausenden, sie heißen MAN TGM oder Mercedes-Benz Atego oder Iveco Eurocargo oder Renault Midlum, beliefern Supermärkte, transportieren Material zu kleineren Baustellen, bringen das Bier und löschen auch größere Brände. Diese LKW haben ein ähnliches Maximalgewicht und eine ähnliche Motorleistung.

Apropos Motor: „Spiegel Online“ fand „atemberaubende 1000 Nm“ vor, „N24“ berichtet über „Brennräume im Format einer Milchflasche“. Vielleicht hätte der Schreiber bei der Nuckelflasche bleiben sollen: Vergleicht man LKW-Motoren dieser Leistungsklasse, ist der Cummins ISB ein kleiner, leichter, auf niedrigen Verbrauch optimierter Motor, der auf der anderen Seite wenig Drehmoment bietet.

Mercedes-Benz Econic Müllsammelfahrzeug

Der Mercedes-Benz Econic ist das ideale Fahrzeug für Personen, die gern große Autos mit Allison-Drucktastenautomatik fahren möchten.

„AUTO BILD urteilt noch selbst. Und übernimmt keine Pressetexte.“ Besser wäre es gewesen. Die Pressetexte zu übernehmen, meine ich natürlich. Das ersparte dem Leser Redaktionsarbeit wie „Haube hochklappen, schöne Bilder machen, und an einem Cummins ISB acht Zylinder entdecken“. Ich bitte den geneigten Leser, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen: Dies schließt noch nicht aus, daß man bei „Bild“ bis drei zählen kann!

Festzuhalten bleibt: Der Ford F-650 ist ein hoch vernünftiges Nutzfahrzeug, das seinen Aufgaben besser nachkommt als so mancher Journalist. Selbstverständlich kann man jeden LKW ablasten und zum Spielzeug für jene umbauen, die im Kindergarten zu kurz gekommen sind, oder an anderen Defiziten leiden. Den Unimog gibt's auf Wunsch ebenfalls ab Werk in dieser Form.

Wer große Autos fahren möchte, ist nicht darauf angewiesen, Humbug für den Markt geistiger Unterflieger zu „testen“. Fahrzeuge dieser Größe umgeben uns schließlich zu tausenden! Wenn „Auto-Bild“ schreibt, „… für europäische Verhältnisse ist die per Drucktasten betätigte Automatik gewöhnungsbedürftig“, kann dem Manne leicht geholfen werden: Einfach die Stellung wechseln, und Mercedes-Benz Econic fahren.