http://Zierke.com
Blog in deutscher Sprache
Samstag, 02. Mai 2009

Warum „Spiegel Online“ verzweifelt zu lügen beginnt

„Spiegel Online“ ist in Nöten:

„Der seit Freitag vorliegende, nicht öffentliche Textvorschlag der EU-Ratspräsidentschaft läuft informierten Kreisen zufolge angeblich darauf hinaus, den Einsatz von Cookies an ein Opt-in-Verfahren zu koppeln. Das heißt, dass jedesmal, wenn Ihrem Browser ein Cookie gesetzt werden soll, Sie ein Pop-up-Fenster oder eine "Vertragsseite" präsentiert bekämen, und Sie zuerst Ihr ausdrückliches Einverständnis erklären müssten.“

Nachdem sich „Spiegel Online“ jedesmal tapfer in die Schlacht für den Datenschutz wirft, wenn es um den Adreßhandel geht (der wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells von Printmedien ist), kann man zweifellos erwarten, daß auch in diesem Falle heldenhaft für die Bürgerrechte gestritten wird … sofern nicht die kaufmännische Abteilung vorher bescheidsagt, daß die Bürgerrechte in diesem Fall mal Pause machen müssen im redaktionellen Teil:

„Für Nutzer sind Cookies wichtig, weil sie viele Dinge bequemer machen.“

Danke, „Spiegel Online“. Wie wichtig Bequemlichkeit im Vergleich zum Datenschutz ist, wird der mündige Bürger aber doch selbst entscheiden dürfen?

„Betreiber von Web-Seiten nutzen Cookies, um Ihnen zum Beispiel ein bequemes Einkaufen zu ermöglichen.“

Und Betreiber wie „reichelt.de“ beweisen jederzeit, daß es dazu keiner Cookies bedarf, wenn der Programmierer einen IQ über 100 aufwies.

„Für uns Web-Unternehmen sind sie wichtig, weil die über Cookies erhobenen Daten eine essentielle Grundlage für unsere Refinanzierung darstellen.“

Hier wird das Geschäftsmodell von Online-Medien knapp und zutreffend dargestellt. Wie essentiell das Erheben und Weitergeben der Nutzerdaten ist, kann man an folgendem ablesen:

„Die EU-Ratspräsidentschaft versucht, ein Zustimmungsverfahren zu Cookies einzuführen. Das klingt zunächst nach einer langweiligen Marginalie. Bis man begreift, dass Sie mehrere Einverständniserklärungen hätten unterzeichnen müssen, um auch nur diese Zeilen zu lesen.“

Dies las ich auf einem einem Computer, der erst gar keine Cookies zuläßt. Das machte es leicht, den Text als dreiste Propagandalüge zu identifizieren, mit der man die Leser politisch im Sinne der eigenen Geschäftsinteressen beeinflussen möchte. Bei „Spiegel Online“ muß Panik herrschen, wenn man zu solchen Mitteln greift.