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Sonntag, 04. März 2012

Journalisten erklären die Welt (Teil VIII)

Dank der öffentlich-rechtlichen Qualitätssendung „Tagesschau“ lernt der geneigte Leser, wie sich Zugunglücke ereignen können: „Experten vermuten, dass die Hauptverwantwortung beim Zugführer des Interregio liegt, der von Warschau nach Krakau unterwegs war. Sein Zug sei auf dem falschen Gleis gefahren, berichtet der ARD-Hörfunkkorrespondent Florian Kellermann.“

Man sieht das richtig vor sich: Wahrscheinlich ist der Zugführer während der Fahrkartenkontrolle gestolpert und hat dabei das Steuer des Interregio herumgerissen: Falsches Gleis.

Von namenlosen „Experten“ ist in der Presse immer dann zu lesen, wenn den Ergüssen kenntnisfreier Journalisten besonderes Gewicht verliehen werden soll. (Wurde tatsächlich ein Experte befragt, steht der Name dabei.) Das gilt nicht nur bei Bahn-Berichterstattung, sondern bei allen Themen, die dem jeweiligen Verfasser komplett unvertraut sind. Daß so etwas nun auch bei der Tagesschau Platz findet, ist bedauerlich. Früher wurde dort noch richtiges Volontariat angeboten, aber wahrscheinlich ist es in Infotainment-Zeiten ohnehin nicht mehr erforderlich, über den Wert des Geschriebenen zwei Sekunden lang nachzudenken.