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Montag, 25. Mai 2009

Wird die FAZ-Redaktion eingeseift, war wenigstens die Marketing-Fachkraft ein kluger Kopf

Einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ist zu entnehmen, daß Straßenbahnbetriebe jetzt ganz neu 30% Energie sparen können.

Das geht nämlich mit der „Siemens Hybrid-Tram“, womit eine Hybridlösung aus Elektroantrieb und Elektroantrieb und Elektroantrieb beschrieben sein soll: Gespeist aus dem Fahrdraht, gespeist aus Kondensatoren, gespeist aus Akkus. Die ganz neue Möglichkeit, Energie zu sparen, soll durch die Verwendung der Bremsenergie für das Fahren entstehen.

Falls Sie nun staunen … … … gestaunt habe ich auch. Die über dreißig Jahre alte Drehstromantriebstechnik hat sich während der neunziger Jahre auch im Straßenbahnbau durchgesetzt, zumindest dem der Industrieländer, und seither ist es wahrlich schwierig, eine neu gebaute Straßenbahn zu finden, die nicht netzrückspeisefähig ist. Energie vermag eine Stromspeicherlösung seither allenfalls dann zu sparen, wenn keine anderen Bahnen im gleichen Speiseabschnitt aufschalten.

Dies bedeutet keineswegs, daß eine Stromspeicher-Straßenbahn sinnlos ist. Sie löst zwar kein technisches Problem, eignet sich aber hervorragend für politische Probleme. Beispielsweise kann nun, nachdem fast jeder wichtige Hersteller von Straßenbahnen eine Stromspeicher-Bahn im Angebot hat, und bei einer Ausschreibung mit akzeptabler Auswahl gerechnet werden kann, der Bau der Straßenbahn durch den Englischen Garten in München unverzüglich in Angriff genommen werden!

Wie im FAZ-Artikel erwähnt, können Kondensatoren dazu verwendet werden, die Spannung im Bahnnetz zu stabilisieren. Sie können auch Kosten sparen, wenn es im Vertrag mit dem Energieversorger eine Abhängigkeit zwischen Preis und Spitzenlast gibt. Aber wer wird, sofern er nicht mit Steuermitteln dazu angehalten wird, die Kondensatoren auf einer Straßenbahn verlasten, statt sie neben die Strecke zu stellen? Weil auch Siemens weiß, daß Straßenbahnbetriebe weniger leicht von der Marketingabteilung eingeseift werden können als Zeitungsredaktionen, bietet man selbstverständlich auch die technisch sinnvolle Variante an. Das nennt sich dann Sitras SES, und besteht im Regelfall aus langweiligen Elektro-Schränken hinter noch langweiligerem Waschbeton – überhaupt nicht sexy und pressetauglich.